Page 21 - Unsere Brücke / Juni 2024
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hat. Wo nicht jeden Tag
Gottesdienst ist, hat
der/die VorsteherIn die
Möglichkeit, die be-
deutenderen Texte aus
der jeweiligen Woche
auszuwählen. Die Le-
sungen der Heiligenge-
denktage sollen eigent-
lich nur an Festen oder,
„wenn seelsorgliche
Gründe dies nahele-
gen“5 verwendet wer-
den. Den Wünschen
des Konzils wird in der
Praxis teilweise nur
halbherzig Rechnung
getragen, wenn bei-
spielsweise am Sonntag
nur eine Lesung vor
dem Evangelium gelesen oder an den Werktagen je nach Gefälligkeit des Textes zwischen den Lesejahren hin und her gewechselt oder dauernd die Lesung von den Gedenktagen der Heiligen genommen wird. Die Gründe dafür werden wohl der Wunsch nach einem mög- lichst kurzen Gottesdienst oder die Angst, ein Text könnte die Gemeinde überfordern, sein. Zu ersterem meine ich aber, dass die ausführlichere Kenntnis des Wortes Gottes zwei, drei Minuten mehr Gottesdienst durchaus rechtfertigt.
Auf schwer verständliche Texte kann man in der Predigt eingehen, deren Aufgabe es schließlich ist, die Heilige Schrift ins Heute hinein sprechen zu lassen. Diese Aufgabe kann nicht nur die Teile der Bibel, die einem gut gefallen, umfassen. Alles andere hieße Hochmut gegen die Heilige Schrift aufzubringen. Wo werktags eine Predigt unüblich ist, kann man auch vor der Lesung kurze, treffende Hinweise geben, um das Verständnis zu erleichtern.6 Die Leseordnung dient also der besseren Kenntnis der Bibel und soll die Wertschätzung der Gegenwart Gottes im Wort hochhalten.
1 Sacrosanctum Concilium 51
2 Konstitution über die Offenbarung
3 Dei Verbum 21
4 Pastorale Einführung ins das Messlektionar 106
5 Pastorale Einführung ins das Messlektionar 83
6 Pastorale Einführung ins das Messlektionar 15
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