Page 26 - Unsere Brücke Dezember 2021
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 Valentine Okpalanochikwa Seminarist
Kirchenbeitrag – Fluch oder Segen für die katholische Kirche in Österreich
Ein häufig umstrittenes Thema in der österreichischen katholischen Kirche ist der Kirchenbeitrag. Viele Menschen, insbesondere die Jün- geren, sehen oft nicht mehr ein, warum sie für den Glauben oder für etwas, wozu sie keinen Bezug mehr haben, zahlen sollen. Diese bittere Realität hängt zum einen mit einer schwachen Verwurzelung vieler im kirchlichen Leben und einer fehlenden aktiven Beteiligung am Tun der Kirche zusammen. Andererseits spielt auch der Mangel an Wissen darüber, wie das Geld verwendet wird, eine große Rolle.
Das Kirchenbeitragssystem in Österreich ist eines von weltweit unter- schiedlichen Formen, wie Kirche Geld einsammelt, um ihrem Auftrag, die Botschaft Jesu weiter zu tradieren, gerecht werden kann. Kirchen- rechtlich gesehen hat jedeR KatholikIn die Pflicht, einen Beitrag für die Kirche zu leisten. Aber abgesehen von kirchenrechtlichen Bestim- mungen, benötigt die Kirche, wie jede andere Institution auch, einfach Einkünfte, damit sie ihre MitarbeiterInnen bezahlen, die zahlreichen kirchlichen Einrichtungen erhalten und vor allem ihre vielen spiritu- ellen und sozial-caritativen Angebote weiter anbieten kann.
Im Rahmen meiner Ausbildung zum Priester durfte ich in den vergan- genen Sommerferien ein 2-wöchiges Praktikum bei der Kirchenbei- tragsstelle Linz absolvieren. Diese zwei Wochen waren für mich sehr lehrreich, da ich einerseits nette und freundliche Leute kennenlernen und andererseits mir einen Überblick verschaffen konnte, wie die Kirchenbeiträge berechnet und verwendet werden.
Jeden Tag haben die Referent/-innen mit unterschiedlichen Leuten entweder persönlich, per Post oder per E-Mail zu tun. Sie sind gut geschult und nehmen immer wieder an Fortbildungen teil, um den Menschen in ihren verschiedenen Situationen gerecht zu werden. Eine der größten Schwierigkeiten, auf die sie in ihrer Arbeit stoßen, ist, dass viele Leute keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen wollen. In solchen Fällen kann die Berechnung des Kirchenbeitrags nur aufgrund einer Einkommensschätzungen vorgenommen werden. Bei persön- licher Kontaktaufnahme mit der Kirchenbeitragsstelle kann hingegen nicht nur der Kirchenbeitrag aufgrund des tatsächlichen Einkommens berechnet, sondern es können auch besondere finanzielle Belastungen berücksichtigt werden, wodurch sich mitunter eine Reduktion der Beitragshöhe ergeben kann. So kann der Kirchenbeitrag an die finanzi- ellen Möglichkeiten der Menschen angepasst werden.
Es soll uns bewusst sein, dass wir mit unserem Kirchenbeitrag eine wichtige Grundlage legen, dass kirchliches Leben auch weiterhin eine gute finanzielle Basis hat.
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