Page 5 - Unsere Brücke Dezember 2021
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Durch das Aufrichten ist der Mensch auch ganz anders sichtbar geworden. Indem der Körper in die Vertikale gebracht wurde, sind die Möglichkeiten des Sich-Darstellens, bis hin zur Eitelkeit, ebenso eröffnet wie das Bedürfnis, sich zu verbergen, worin die Dimension der Scham ins Spiel kommt. Aufgrund der menschlichen Körperhal- tung sind auch die Hände in ganz besonderer Weise frei geworden: Dadurch wird vieles ermöglicht, bis hin zu Situationen, in denen man nicht weiß, was man mit seinen Händen tun soll.
Außerdem verdient dabei der Umstand Beachtung, dass es der Mensch ist, der ein Gesicht, ein Antlitz hat. Das Gesicht des Menschen ist freigelegt, die Anatomie des Kopfes macht es möglich, Raum zu haben für Stirn, Wangen, Mund. Das erlaubt ein variantenreiches Mienenspiel, wie es bei Tieren aufgrund der vorstehenden Schnauze nicht möglich ist. Übrigens wird am Bau des Gesichts – Stirn, Nase, Mund, Kinn – das „Strukturprinzip der Vertikalität“ (H. Plessner) sichtbar. Auch hier begegnet uns wieder
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