Page 7 - Unsere Brücke Dezember 2021
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Spiritualität aus der Taufe
Die Taufe Jesu weist ihn als den vom Vater Geliebten aus. Jede und jeder Getaufte darf darauf vertrauen, dass er/sie, so wie Jesus, von Gott angenommen und geliebt ist. Diese Zusage eröffnet eine neue Zukunft, die geprägt ist von einem Beziehungsverhältnis, das vor der Taufe geschenkt und gewachsen ist und die Nachfolge bestärkt. Wer das Wort Jesu und sein Beispiel kennenlernt und ihm als dem guten Lehrmeister und Pädagogen folgt, verankert sich in dieses Vertrauensverhältnis, um alle Wege mit ihm, in ihm und durch ihn zu gehen.
Taufe bedeutet daher eine tiefgreifende Veränderung des Lebens. Paulus verdeutlicht dies im Bild vom Mitsterben und Mitaufer- stehen. Das Wasserbad bzw. das Wassergrab der Erwachsenentaufe lässt diese Erfahrung nachvollziehen. Wer unter der Wasserfläche nicht mehr atmen kann, macht Todeserfahrung; wer aus dem Wasser auftaucht, spürt den Atem als Lebensgabe, aber auch wie erfrischend das Tauchbad ist – wie neugeboren! Der irdische Tod ist überwun- den, weil der Auferstandene lebt und bleibendes Leben gibt. So ist Taufe die Vorwegnahme und Vorweggabe des ewigen Lebens.
In der Taufe bekennen Menschen diese Wirklichkeit, verankern sich in sie und gestalten künftighin ihr Leben aus dieser Überzeugung. Die Zeichenvollzüge der Taufe verdeutlichen dies. Wer getauft ist, wird mit dem Chrisamöl gesalbt, um am königlichen, priesterlichen und prophetischen Dienst teilzuhaben. Ein König übernimmt Ver- antwortung für die ihm Anvertrauten, er investiert sich in der Sorge für sie. Der Prophet zeichnet sich aus durch das Kennen des Wortes Gottes, auch in seiner Radikalität. Er ruft zur Treue und mahnt diese ein, wenn der Weg in der Beziehung mit Gott verlassen wird. Vor allem mahnt er die Vernachlässigung seines Wortes ein und prangert alles an, wo Menschen sich gegenseitig aus dem Auge verlieren und Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und gegenseitiges Vertrauen und so auch der Friede verloren gehen. Der Priester tritt für die Menschen im Gebet ein – auch stellvertretend – und bittet den Vater im Himmel um die Gaben, Charismen und Befähigungen zum Guten für alle. Wer getauft wird, so ist es die Überzeugung bereits der ersten Christinnen und Christen, übernimmt Würde und Auftrag eines Königs, eines Priesters und eines Propheten, die immer zugleich Zusage sind.
Das Licht im Taufritus macht zeichenhaft deutlich, dass Menschen berufen und befähigt sind, füreinander Licht zu sein. Am Beginn
Univ.-Prof. Dr.
Ewald Volgger OT Professor der Liturgie- wissenschaft und Sakramententheologie KU Linz
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