Page 16 - Unsere Brücke Dezember 2021
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2. Göttlicher Auftrag: Die berufene Person wird angeredet und die Aufgabe wird beschrieben.
3. Einwand: Oft hat die berufene Person einen Einwand bzw. meint, sie sei ungeeignet für die Aufgabe.
4. Entkräftung des Einwandes: Gott sichert an diesem Punkt nochmals seine Hilfe zu und bekräftigt dies manchmal auch durch ein Zei- chen.
Am Ende könnte man erwarten, dass noch eine ausdrückliche Annahme der Aufgabe durch den Berufenen erfolgt. Dieses Element fehlt allerdings. Es reicht, dass die berufene Person keinen
Einwand mehr hat. Danach kann aber gleich die Schilderung der Ausführung erfolgen (z.B. Gen 12,4)
Die Berufung des Mose (Ex 3,1–4,17) schildert diese Punkte einer Berufungserzählung vielleicht am aus-
führlichsten. Zu Beginn steht die Schilderung des un- terdrückten Volkes, dessen Leid gesehen und Geschrei von Gott gehört wurde (Ex 3,7). Danach wird Mose mit der typischen Formulierung „ich sende dich“ beauf-
tragt, zum Pharao zu gehen und das Volk aus Ägypten herauszuführen (Ex 3,10). Nun kommt der Einwand des Mose, bzw. in diesem Fall die Einwände (Pl.). Mose hat nicht wie üblich einen Einwand gegen die Beauftra- gung, sondern gleich fünf. Jeder wird von Gott entkräf-
tet und so bekommt Mose mit jedem Einwand mehr Hilfe und sogar drei Zeichen zugesagt (Ex 3,12; 4,2–9). Am Ende steht keine feierliche Annahme des Auftrags durch Mose, sondern die Erzählung, dass er sich auf den
Weg macht.
Viele der Berufungserzählungen sind nicht so ausführ- lich, wie die des Mose und enthalten dadurch auch nicht alle Elemente dieser Gattung. Dass es trotz der unter-
schiedlichen Berufungserfahrungen ein Gattungsschema gibt, zeigt möglicherweise, dass auch damals schon um die Legitimität von Berufung und Auftrag gerungen wurde (vgl. Amos 7). Denn
welcher Prophet wirklich von JHWH gesendet wurde und wel- cher eine falsche Botschaft verkündete, zeigte sich erst im Nachhi-
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nein.
“ Was verstehst du unter Berufung?
Für mich ist Berufung mehr als nur der Beruf. Sie ist der Lebensmodus, in dem ich mich durch die Nutzung meiner Talente anderen hingebe – und so „liebe“. Sie ist Teil des Lebens und so einzigartig, wie jeder selbst einzigartig ist. Sie zu leben ist oft schwierig, man findet sich nicht selten an Tiefpunkten wieder.
Aber der Gedanke, dass auch Jesus einen gekreuzten Tiefpunkt erlitt und sich gerade dieser als Doppelpunkt seiner österlichen Vollendung erwie­ sen hat, gibt mir Hoffnung und richtet mich auf.
Ivan Brkic (Theologiestudent)
















































































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